Hiob 4:1-21, Hiob 5:1-27, Hiob 6:1-30, Hiob 7:1-21 HOF

Hiob 4:1-21

Elifas: Kann ein Mensch gerechter sein als Gott?

Elifas aus Teman versuchte als Erster, Hiob eine Antwort zu geben.

»Du bist zwar aufgebracht«, sagte er,

»doch will ich versuchen, dir etwas zu sagen;

ich kann nicht länger schweigen!

Du selbst hast zahllose Menschen gelehrt,

auf Gott zu vertrauen.

Kraftlose Hände hast du wieder gestärkt.

War jemand mutlos und ohne Halt,

du hast ihn wieder aufgerichtet

und ihm neuen Lebensmut gegeben.

Jetzt aber, wo du selbst an der Reihe bist,

verlierst du die Fassung.

Kaum bricht das Unglück über dich herein,

bist du entsetzt!

Dabei hast du allen Grund zur Hoffnung!

Dein Leben war stets tadellos,

und Gott hast du von Herzen geehrt.

Sei zuversichtlich!

Kannst du mir nur ein Beispiel nennen,

wo ein gerechter Mensch schuldlos zugrunde ging?

Im Gegenteil – immer wieder habe ich gesehen:

Wer Unrecht sät, wird Unglück ernten!

Denn Gott fegt Übeltäter mit seinem Atem hinweg,

mit zornigem Schnauben richtet er sie zugrunde.

Wenn sie auch wie die Löwen brüllen,

bringt Gott sie doch zum Schweigen

und bricht ihnen die Zähne aus.

Sie verenden wie Löwen,

die keine Beute mehr finden,

und ihre Kinder werden in alle Winde zerstreut.

Hiob, heimlich habe ich eine Botschaft bekommen,

leise wurde sie mir zugeflüstert!

Es geschah in jener Zeit der Nacht,

wenn man sich unruhig im Traum hin- und herwälzt,

wenn tiefer Schlaf die Menschen überfällt:

Da packten mich Grauen und Entsetzen;

ich zitterte am ganzen Leib.

Ein Windhauch wehte dicht an mir vorüber –

die Haare standen mir zu Berge!

Dann sah ich jemanden neben mir,

aber ich konnte ihn nicht erkennen,

nur ein Schatten war zu sehen; er flüsterte:

›Kann denn ein Mensch gerecht sein vor Gott,

vollkommen vor seinem Schöpfer?‹

Selbst seinen Dienern im Himmel vertraut Gott nicht,

und an seinen Engeln findet er Fehler.

Wie viel weniger vertraut er dann den Menschen!

Sie hausen in Lehmhütten,

die im Staub auf der Erde stehen,

und werden wie eine Motte zertreten.

Mitten aus dem Leben werden sie gerissen,

unwiederbringlich, und keiner beachtet es!

Ja, Gott bricht ihre Zelte ab;

sie sterben plötzlich

und sind kein bisschen weise geworden!«

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Hiob 5:1-27

Unterwirf dich Gott!

»Klag nur, Hiob!

Aber meinst du, dich hört jemand?

An welchen Engel willst du dich denn wenden?

Wer sich Gott in blinder Wut entgegenstellt

und in seiner Dummheit aufbegehrt, der bringt sich um!

Ich sah solche Leute in Glück und Frieden leben,

dann aber verfluchte ich ihr Hab und Gut.

Ohne jede Hilfe standen ihre Kinder da;

niemand verteidigte sie,

als sie vor Gericht verurteilt wurden.

Über die Ernte dieser Narren machten sich die Hungrigen her –

selbst aus den Dornenhecken rissen sie die Halme heraus

und stürzten sich gierig auf all ihren Reichtum.

Unheil wächst nicht auf dem Acker,

und Mühsal schießt nicht aus der Erde empor.

Nein, von Geburt an gehört zum Menschsein die Mühe,

so wie zum Feuer die Funken gehören.

Ich an deiner Stelle würde mich an Gott wenden

und ihm meinen Rechtsfall vortragen.

Was Gott tut, ist groß und gewaltig,

niemand kann es begreifen;

seine Wunder sind unzählbar.

Er lässt Regen fallen,

und die Felder werden reich getränkt.

Wer klein und unbedeutend ist, den macht er groß;

die Trauernden können sich wieder freuen,

weil er sie rettet.

Die Pläne verschlagener Menschen vereitelt er,

so dass ihnen gar nichts gelingt.

Er fängt die Klugen mit ihrer eigenen Klugheit,

und ihre Machenschaften durchkreuzt er.

Am helllichten Tage tappen sie umher,

als wäre es stockdunkle Nacht.

Gott hilft dem Armen aus der Gewalt der Mächtigen

und schützt ihn vor ihren erbarmungslosen Worten.

Er gibt den Armen wieder Hoffnung

und bringt die Ungerechtigkeit zum Schweigen.

Glücklich ist der Mensch, den Gott zurechtweist!

Der Allmächtige will dich erziehen!

Sträube dich nicht!

Er schlägt dich zwar, doch er heilt auch wieder;

er verbindet alle Wunden, die er dir zufügt.

Bricht ein Unglück herein, so wird er dich retten;

jedes Mal bleibst du vom Untergang verschont.

In der Hungersnot erhält er dich am Leben,

und im Krieg bewahrt er dich vor gewaltsamem Tod.

Er beschützt dich vor übler Nachrede,

die wie Peitschenhiebe verletzt.

Du musst nicht befürchten,

dass dein Besitz verwüstet wird.

Verderben und Hungersnot lachst du aus,

und vor den wilden Tieren hast du keine Angst.

Steine werden den Ertrag deines Ackers nicht mindern,5,23 Wörtlich: Dein Bund wird sein mit den Steinen auf dem Feld.

und die Raubtiere werden dich nicht angreifen.

In Ruhe und Frieden kannst du in deinem Haus leben,

und schaust du nach deinem Hab und Gut, so fehlt nichts.

Kinder und Enkel wirst du sehen,

so zahlreich wie die Blumen auf dem Feld.

Du bleibst rüstig bis ins hohe Alter,

und wenn du einst begraben wirst, gleichst du dem Korn,

das erst in voller Reife geerntet wird.

Das alles haben wir erforscht.

Du kannst uns glauben, es ist wahr!

Nun richte dich danach!«

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Hiob 6:1-30

Hiob: Mein Schmerz ist unerträglich!

Da antwortete Hiob:

»Ach, könnte mein Schmerz doch gewogen werden!

Legte man doch mein Elend auf die Waage!

Es wiegt schwerer als der Sand am Meer,

und deshalb sind meine Worte so unbeherrscht.

Der Allmächtige hat mich mit seinen Pfeilen durchbohrt,

tief dringt ihr Gift in mich ein6,4 Wörtlich: mein Geist trinkt ihr Gift..

Gott hat mich mit seinen Schrecken eingekesselt.

Kein Wildesel schreit, wenn er Gras hat;

an der vollen Futterkrippe brüllt kein Stier.

Doch welcher Mensch mag ungesalzene Speise,

wer schlürft schon gerne rohes Eiweiß?

Ich sträube mich, es anzurühren,

denn solche Nahrung macht mich krank!

Warum schlägt Gott mir meine Bitte ab

und gibt mir nicht, was ich so sehnlich wünsche?

Ich wünsche mir nur eins:

dass er mich zermalmt und mir das Lebenslicht ausbläst!

Denn einen Trost hätte ich auch dann noch,

Grund zum Jubeln trotz schrecklicher Schmerzen:

Was der heilige Gott geboten hat,

daran habe ich mich immer gehalten!

Aber meine Kraft reicht nicht aus,

um noch länger zu hoffen!

Auf welches gute Ende soll ich geduldig warten?

Bin ich denn hart und unverwundbar wie ein Stein?

Ist mein Körper kraftvoll, wie aus Erz gegossen?

Ich bin völlig hilflos

und weiß nicht mehr aus noch ein!

Wer so verzweifelt ist wie ich,

braucht Freunde, die fest zu ihm halten,

selbst wenn er Gott nicht mehr glaubt.6,14 Der hebräische Text ist schwer zu deuten.

Ihr aber enttäuscht mich

wie die Flüsse in der Wüste,

deren Bett vertrocknet, sobald kein Regen mehr fällt.

Im Frühjahr treten sie über die Ufer,

trübe vom Schmelzwasser, in dem Eisschollen treiben.

Aber wenn es heiß wird,

versiegen sie und versickern im Boden.

Karawanen müssen vom Weg abweichen,

weil sie dort kein Wasser finden.

Sie steigen hinauf in die Wüste und gehen elend zugrunde.

Die Karawanen von Tema spähen nach den Wasserstellen,

die Händler von Saba sind auf sie angewiesen,

doch ihre Hoffnung wird bitter enttäuscht:

Sie kommen dorthin – das Flussbett ist leer!

Und ihr? Ihr seid genau wie diese Flüsse:

trostlos und leer. Ihr helft mir nicht!

Ihr seht mein furchtbares Schicksal

und weicht entsetzt zurück!

Wieso denn? Habe ich euch je gesagt: ›Schenkt mir etwas,

zahlt ein Bestechungsgeld für mich aus euren Taschen

und rettet mich vor dem Erpresser,

aus seinen Klauen kauft mich frei‹?

Gebt mir eine klare Antwort

und weist mir nach, wo ich im Irrtum bin,

dann will ich gerne schweigen!

Nur wer die Wahrheit sagt, überzeugt mich –

eure Vorwürfe beweisen nichts!

Wollt ihr meine Worte tadeln,

weil sie so verzweifelt klingen?

Was ich sage, verhallt ungehört im Wind!

Ihr würdet selbst ein Waisenkind verkaufen

und euren besten Freund verhökern!

Bitte, seht mich an!

So wahr ich hier sitze:

Ich sage euch die volle Wahrheit!

Ihr tut mir Unrecht!

Hört endlich auf damit,

denn immer noch bin ich im Recht!

Rede ich vermessen? Nie und nimmer!

Ich kann doch Recht und Unrecht unterscheiden!«

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Hiob 7:1-21

Gott, warum lässt du mich nicht in Ruhe?

»Das Leben der Menschen gleicht der Zwangsarbeit,

von früh bis spät müssen sie sich abmühen!

Ein Landarbeiter sehnt sich

nach dem kühlen Schatten am Abend;

er wartet darauf, dass ihm sein Lohn bezahlt wird.

Und was ist mein Lohn?

Monate, die sinnlos dahinfliegen,

und kummervolle Nächte!

Wenn ich mich schlafen lege,

denke ich: ›Wann kann ich endlich wieder aufstehen?‹

Die Nacht zieht sich in die Länge,

ich wälze mich schlaflos hin und her bis zum Morgen.

Mein Körper ist von Würmern

und von dreckigem Schorf bedeckt.

Meine Haut platzt auf und eitert.

Schneller als ein Weberschiffchen sausen meine Tage dahin,

sie schwinden ohne jede Hoffnung.

O Gott, bedenke, dass mein Leben nur ein Hauch ist!

Mein Glück ist dahin; es kommt nie wieder.

Noch siehst du mich, doch nicht mehr lange,

und wenn du mich dann suchst, bin ich nicht mehr da.

Wie eine Wolke, die vorüberzieht,

so ist ein Mensch, der stirbt:

Vom Ort der Toten kehrt er nie zurück;

dort, wo er einmal wohnte, ist er bald vergessen.

Nein – ich kann nicht schweigen!

Der Schmerz wühlt in meinem Innern.

Ich lasse meinen Worten freien Lauf,

ich rede aus bitterem Herzen.

O Gott, warum lässt du mich so scharf bewachen?

Bin ich denn das Meer oder ein Meeresungeheuer?

Wenn ich dachte: ›Ich will im Schlaf Ruhe finden

und mein Elend vergessen‹,

dann hast du mich bis in die Träume verfolgt

und mir durch Visionen Angst eingejagt.

Am liebsten würde ich erhängt!

Lieber sterben als noch länger in diesem elenden Körper leben!

Ich gebe auf! So will ich nicht mehr weiterleben!

Lass mich in Ruhe, denn mein Leben hat keinen Sinn mehr!

Gott, warum nimmst du einen Menschen so ernst?

Warum beachtest du ihn überhaupt?

Jeden Morgen verlangst du Rechenschaft von ihm;

du beobachtest ihn jeden Augenblick.

Wie lange schaust du mich noch prüfend an?

Du lässt mich keinen Augenblick in Ruhe!7,19 Wörtlich: Du lässt mich nicht einmal so lange in Ruhe, bis ich meinen Speichel heruntergeschluckt habe.

Du Menschenwächter – hat dich meine Sünde denn verletzt?

Warum machst du mich zu deiner Zielscheibe?

Bin ich dir zur Last geworden?

Warum vergibst du mir mein Unrecht nicht?

Kannst du keine Sünde übersehen?

Denn bald liege ich unter der Erde,

und wenn du mich dann suchst, bin ich nicht mehr da.«

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