Klagelieder 1 – HOF & NIRV

Hoffnung für Alle

Klagelieder 1:1-22

Der Prophet Jeremia betrauert den Untergang von Jerusalem

(Kapitel 1–5)

Die Stadt Jerusalem ist zerstört!1,1 Die ersten vier Kapitel dieses Buches sind alphabetisch angeordnet: Im Hebräischen fängt jeder Vers (bzw. in Kapitel 3 jeder dritte Vers) mit dem jeweils nächsten Buchstaben des Alphabets an.

1Ach, wie einsam und verlassen liegt Jerusalem da,

die Stadt, in der sich einst die Menschen drängten!

Sie war berühmt bei allen Völkern,

jetzt gleicht sie einer Witwe ohne Schutz.

Sie, die über andere Länder herrschte,

wird nun zum Sklavendienst gezwungen.

2Sie weint und weint die ganze Nacht,

die Tränen laufen ihr übers Gesicht.

Unter all ihren Liebhabern ist niemand,

der sie in ihrem Schmerz tröstet.

Alle Freunde haben sie betrogen

und sind zu ihren Feinden geworden!

3Juda musste viel Elend und Zwangsarbeit erdulden,

bis sie gefangen fortgeschleppt wurde.

Jetzt wohnt sie unter fremden Völkern

und findet auch dort keine Ruhe;

ihre Verfolger haben sie überfallen,

als sie sich nicht wehren konnte.

4Die Wege, die nach Zion führen, sind verödet,

weil niemand mehr zu den Festen hinaufzieht.

Alle Tore Jerusalems sind menschenleer.

Die Priester hört man nur noch seufzen,

die jungen Mädchen weinen und trauern.

Die ganze Stadt leidet bitteren Schmerz.

5Die sie hassen, haben die Macht über sie,

ihre Feinde können sich in Sicherheit wiegen.

Der Herr hat Leid über Jerusalem gebracht,

um sie für ihre vielen Sünden zu strafen.

Die Feinde nahmen ihre Kinder gefangen

und trieben sie vor sich her aus dem Land.

6Zion hat all ihre Pracht verloren.

Ihre Führer sind wie Hirsche,

die keine Weide mehr finden;

ausgehungert, wie sie sind,

fehlt ihnen nun die Kraft,

den Jägern zu entfliehen.

7Mitten im Elend, weit weg von der Heimat,

erinnert sich Jerusalem an ihren alten Glanz.

Sehnsüchtig denkt sie zurück an die Schätze,

die sie seit grauer Vorzeit besaß.

Als sie dem Feind in die Hände fiel,

war weit und breit niemand da, der ihr half.

Stattdessen sahen ihre Gegner schadenfroh zu

und weideten sich an ihrem Unglück.

8Jerusalem hat große Schuld auf sich geladen,

nun schüttelt man den Kopf über sie.

Die sie früher verehrten, verachten sie jetzt,

weil sie nackt und hilflos vor ihnen liegt.

Sie aber stöhnt vor lauter Scham

und vergräbt ihr Gesicht in den Händen.

9Sie hat ihre Kleider mit Sünde beschmutzt

und die Folgen ihres Tuns nicht bedacht.

Nun ist sie furchtbar tief gefallen –

und keiner ist da, der sie tröstet.

»Ach, Herr«, fleht sie, »sieh mein Elend an

und hör doch, wie die Feinde prahlen!«

10Doch diese machten sich über sie her

und raubten all ihre kostbaren Schätze.

Ja, Jerusalem musste sogar mit ansehen,

wie Fremde in den heiligen Tempel eindrangen.

Dabei hatte Gott ihnen verboten, den Ort zu betreten,

wo sich seine Gemeinde versammelt.

11Das Volk läuft seufzend umher

auf der Suche nach einem Stück Brot.

Sie geben all ihr Hab und Gut,

nur um am Leben zu bleiben.

Jerusalem fleht: »Herr, sieh mich an!

Ich werde von allen verachtet!

12Ihr Fremden, geht nicht einfach an mir vorbei!

Bleibt doch stehen und schaut mich an!

Lässt euch dieser Anblick etwa kalt?

Gibt es denn ein größeres Leid als meines?

Ich weiß: Der Herr hat es mir zugefügt,

sein glühender Zorn hat mich getroffen.

13Er ließ Feuer vom Himmel auf mich fallen,

das in meinem Inneren wütete.

Er hat mir eine Falle gestellt

und mich zu Boden geworfen.

Er hat mich völlig zugrunde gerichtet,

endlos sieche ich nun dahin.

14Schwer lasten meine Sünden auf mir

wie ein Joch, das der Herr mir aufgebürdet hat.

Er legte es auf meinen Nacken,

und ich brach darunter zusammen.

Dann übergab er mich an die Feinde,

gegen die ich nichts ausrichten konnte.

15Vernichtet hat er meine besten Soldaten,

die ich bei mir hatte, um mich zu schützen.

Er hat die Feinde zu einem Schlachtfest geladen,

um unsere jungen Männer niederzumetzeln.

Der Herr hat das Volk von Juda zertreten,

so wie man Trauben in der Kelter zerstampft.

16Darüber muss ich bitterlich weinen,

die Tränen verschleiern mir die Augen.

Denn ich habe keinen bei mir, der mich tröstet,

niemanden, der mir wieder Mut zuspricht.

Meine Kinder sind ihrem Schicksal ausgeliefert,

der Feind hat uns alle in seiner Gewalt.«

17Verzweifelt streckt Zion ihre Hände aus,

doch keiner ist da, der sie tröstet!

Der Herr hat Israels Feinde von allen Seiten herbeigerufen,

sie stürmen gegen die Nachkommen von Jakob heran.

Voller Abscheu blicken sie auf Jerusalem,

die Stadt ist für sie zum Schandfleck geworden.

18»Zu Recht hat der Herr mich bestraft,

denn ich habe mich seinen Geboten widersetzt!

All ihr anderen Völker, hört her!

Seht doch, wie groß mein Schmerz ist!

Die Mädchen und die jungen Männer,

sie wurden als Gefangene verschleppt.

19Ich rief nach meinen einstigen Liebhabern,

aber sie haben mich alle im Stich gelassen.

Meine Priester und die führenden Männer

sind mitten in der Stadt zusammengebrochen.

Mit letzter Kraft suchten sie nach Nahrung,

um sich am Leben zu erhalten.

20Ach, Herr, sieh doch, wie verzweifelt ich bin!

In mir wühlt der Schmerz;

mir bricht das Herz, wenn ich daran denke,

wie ich mich gegen dich aufgelehnt habe.

Draußen raubte das Schwert mir meine Kinder,

und drinnen raffte die Seuche sie dahin.

21Man hört mich seufzen, doch keiner tröstet mich.

Stattdessen jubeln meine Feinde, wenn sie erfahren,

welches Unglück du über mich gebracht hast.

Doch wenn dein Gerichtstag kommt,

den du seit langem angekündigt hast,

dann wird es ihnen ergehen wie mir.

22Zieh sie zur Rechenschaft für all ihre Bosheit!

Vergelte ihnen ihre grausamen Taten,

so wie du es auch mit mir getan hast,

als du mich für meine Schuld bestraftest!

Denn ich seufze ohne Ende,

der Kummer macht mich krank.«

New International Reader’s Version

Lamentations 1:1-22

1The city of Jerusalem is so empty!

She used to be full of people.

But now she’s like a woman whose husband has died.

She used to be great among the nations.

She was like a queen among the kingdoms.

But now she is a slave.

2Jerusalem weeps bitterly at night.

Tears run down her cheeks.

None of her friends comforts her.

All those who were going to help her

have turned against her.

They have become her enemies.

3After Judah’s people had suffered greatly,

they were taken away as prisoners.

Now they live among the nations.

They can’t find any place to rest.

All those who were chasing them have caught up with them.

And they can’t get away.

4The roads to Zion are empty.

No one travels to her appointed feasts.

All the public places near her gates are deserted.

Her priests groan.

Her young women are sad.

And Zion herself weeps bitterly.

5Her enemies have become her masters.

They have an easy life.

The Lord has brought suffering to Jerusalem

because her people have committed so many sins.

Her children have been taken away as prisoners.

Her enemies have forced her people to leave their homes.

6The city of Zion used to be full of glory.

But now her glory has faded away.

Her princes are like deer.

They can’t find anything to eat.

They are almost too weak to get away

from those who hunt them down.

7Jerusalem’s people are suffering and wandering.

They remember all the treasures

they used to have.

But they fell into the hands of their enemies.

And no one was there to help them.

Their enemies looked at them.

They laughed because Jerusalem had been destroyed.

8Her people have committed many sins.

They have become impure.

All those who honored Jerusalem now look down on her.

They all look at her as if she were a naked woman.

The city groans and turns away in shame.

9Her skirts are dirty.

She didn’t think about how things might turn out.

Her fall from power amazed everyone.

And no one was there to comfort her.

She said, “Lord, please pay attention to how much I’m suffering.

My enemies have won the battle over me.”

10Jerusalem’s enemies took away

all her treasures.

Her people saw outsiders

enter her temple.

The Lord had commanded them

not to do that.

11All Jerusalem’s people groan

as they search for bread.

They trade their treasures for food

just to stay alive.

Jerusalem says, “Lord, look at me.

Think about my condition.

Everyone looks down on me.”

12Jerusalem also says, “All you who are passing by,

don’t you care about what has happened to me?

Just look at my condition.

Has anyone suffered the way I have?

The Lord has brought all this on me.

He has made me suffer.

His anger has burned against me.

13“He sent down fire from heaven.

It went deep down into my bones.

He spread a net to catch me by the feet.

He stopped me right where I was.

He made me empty.

I am sick all the time.

14“My sins have been made into a heavy yoke.

They were woven together by his hands.

They have been placed on my neck.

The Lord has taken away my strength.

He has handed me over to my enemies.

I can’t win the battle over them.

15“The Lord has refused to accept

any of my soldiers.

He has sent for an army

to crush my young men.

I am like grapes in the Lord’s winepress.

He has stomped on me,

even though I am his very own.

16“That’s why I am weeping.

Tears are flowing from my eyes.

No one is near to comfort me.

No one can heal my spirit.

My children don’t have anything.

My enemies are much too strong for me.”

17Zion reaches out her hands.

But no one is there to comfort her people.

The Lord has ordered that

the neighbors of Jacob’s people would become their enemies.

Jerusalem has become impure among them.

18Jerusalem says, “The Lord always does what is right.

But I refused to obey his commands.

Listen, all you nations.

Pay attention to how much I’m suffering.

My young men and women

have been taken away as prisoners.

19“I called out to those who were going to help me.

But they turned against me.

My priests and elders

died in the city.

They were searching for food

just to stay alive.

20Lord, see how upset I am!

I am suffering deep down inside.

My heart is troubled.

Again and again I have refused to obey you.

Outside the city, people are being killed by swords.

Inside, there is nothing but death.

21“People have heard me groan.

But no one is here to comfort me.

My enemies have heard about all my troubles.

What you have done makes them happy.

So please judge them, just as you said you would.

Let them become like me.

22“Please pay attention to all their sinful ways.

Punish them as you have punished me.

You judged me because I had committed so many sins.

I groan all the time.

And my heart is weak.”